Storytelling ist in aller Munde. Alles muss in eine Geschichte verpackt werden, damit überhaupt irgendwer gewillt ist, davon Notiz zu nehmen.
Storytelling ist die Geheimwaffe des Marketings, der PR, des Verkaufs und eigentlich überhaupt jeder Kommunikation, so scheint es.
Und es scheint nicht nur so, ist ist offensichtlich auch so. Menschen lieben Geschichten, sie wollen Tratsch hören, Rührendes, Bewegendes, Ergreifendes, Beeindruckendes, oft auch einfach nur Banales.
Hauptsache es ist in eine Geschichte verpackt. Geschichten dringen ganz offensichtlich über einen anderen Wahrnehmungskanal in uns ein, als Fakten. Fakten sind wichtig, Geschichten machen sich wichtig.
Warum ist das so? Warum sind wir Geschichten so ausgeliefert, warum berühren sie uns so unmittelbar?
Weil wir selbst Geschichten sind. Und nein, ich meine jetzt nicht (selbst wenn sogar Elon Musk das glaubt), dass wir in einer Matrix leben, die sich irgendjemand anderer ausgedacht hat. Ich meine nicht, dass wir die Geschichten von jemand anderem sind.
Wir sind die Geschichten, die wir uns selbst erzählen. Wir sind das – genauer gesagt wir werden zu dem – was wir selbst uns über uns selbst erzählen.
Tag für Tag schwirren Geschichten über uns selbst in unserem Kopf herum, und weil der Übertragungsweg so kurz ist, zwischen Sender und Empfänger nicht einmal einen Mund und ein Ohr passieret werden muss, deshalb sind sie auch so kraftvoll und unmittelbar.
Wir glauben uns, was wir uns selbst über uns erzählen. Und dann handeln wir danach. Wir werden immer mehr und mehr zu dem, was wir uns da über uns selbst erzählen.
Das ist ebenso erschreckend wir kraftvoll. Diese Geschichten in uns, über uns, prägen unser Leben. Sie sind lebenswichtig. Wir sollten sie ernst nehmen, wie alles Lebenswichtige.
Wir sollten lernen, Geschichten zu erzählen, gute, glaubwürdige Geschichten, mit inspirierenden Inhalten und darauf bestehen, sie uns selbst zu erzählen. Mit Happy End und allem. Oder besser vielleicht: mit Happy Way – schließlich ist ja der Weg das Ziel, oder?
#kunstfairteilen : Graffiti in Sao Paolo, Brasilien, unbekannte°r Künstler°in, Foto von Karin Schäfer, 2016