An einem Auftrittstag den täglichen Blog weiter zu führen ist eine wirkliche Herausforderung, und ich habe es diesmal auch tatsächlich nicht geschafft.
Diese Zeilen entstehen einen Tag später, wir sitzen schon im Flugzeug von Neapel nach Barcelona, hochladen kann ich sie erst nach der Landung. Ich werde ich „schummeln“ und sie unter dem gestrigen Datum posten.
So ein Auftrittstag ist lang. Für alle, die nicht wissen, wovon ich überhaupt spreche: neben meiner Tätigkeit als Coach und Berater für Künstler°innen mit meinem eigenen Unternehmen art!up bin ich auch Kulturmanager und leite seit vielen Jahren gemeinsam mit meiner Lebensgefährtin Karin Schäfer das Karin Schäfer Figuren Theater. Bei manchen von Karin’s Stücken, den kleineren Produktionen, reisen wir manchmal nur zu zweit, und dann übernehme ich auch die Rolle des Licht- und Tontechnikers.
In diesem Fall waren wir mit Zheng He unterwegs, ein Stück das wir schon seit fast 10 Jahren im Repertoir haben und dass uns bisher in ca. 20 Länder weltweit gebracht hat, unter anderem auch nach Südamerika, Afrika und sogar nach China, wo auch die Geschichte des berühmten Entdeckers Zheng He und seiner Drachenschiffe herstammt.
Zu zweit zu reisen ist einerseits sehr schön und entspannend – kein Team, um das ich mich kümmern muss 😉 andererseits auch anstrengend, wenn’s an den eigentlichen Auftritt geht: das Stück ist technisch recht aufwändig, mit 2 Videoprojektoren und einer ganzen Reihe Lichtstimmungen, die an jedem Ort neu – meist nur für einen einzigen Auftritt – gemeinsam mit den Technikern vor Ort eingerichtet werden müssen.
Diesmal waren wir in einem kleinen Theater, dem Teatro Stabile Galeria Toledo, mitten in der Altstadt von Neapel, zwischen engen, lauten Gassen, mit desolaten Gebäuden aus deren Fenstern in allen Stockwerken Wäsche zum trocknen hängt, Mofas und kleine Autos rumpeln über das kaputte Kopfsteinpflaster, kleine traditionelle Geschäfte, wie sie in anderen großen Städten längst verschwunden sind, dazwischen authentische Trattorias – wäre es ein Film, würde ich sagen, der Setdesigner hat gewaltig übertrieben.
Eingeladen wurden wir nicht vom Theater selbst, sondern vom Konfuzius-Institut – das ist das chinesische Kulturinstitut, das mit über 400 Niederlassungen in der ganzen Welt vertreten ist, auch in Neapel. China investiert in Kultur als Mittel zu Verbreitung seiner Interessen in aller Welt. Während alle anderen Länder die ähnliche Einrichtungen haben oder hatten, wie das Institut Français, das deutsche Goethe-Institut, das British Council und auch die österreichischen Kulturforen, ihre entsprechenden Mittel beständig kürzen, investiert China jedes Jahr mehr in diesem Bereich.
Die Hauptaufgabe der Konfuzius-Institute ist die Verbreitung der chinesischen Sprache und Schrift, ebenso wie kultureller Aktivitäten in Zusammenhang mit China. Da ist ein Theaterstück einer österreichischen Gruppe über einen chinesischen Nationalhelden, der im gesamten asiatischen Raum bekannt ist, eine besondere Spezialität, weshalb wir Zheng He auch schon für viele dieser Institute weltweit gespielt haben.
Mit Aufbau, Licht und Projektionen einrichten, Proben mit einer italienischen Schauspielerin (Teile der Geschichte werden in der jeweiligen Sprache übersetzt), Austausch mit den Veranstaltern, dem eigentlichen Auftritt, Fotos mit dem Publikum und den Verantwortlichen und schließlich dem Abbau bis alles wieder verstaut ist, liegt ein langer Tag, von 11h morgens bis 11h nachts.
Zeit für ein Mittagessen in einer der fantastischen Trattorias und eine kurze Rast war diesmal zum Glück auch drinnen, aber Energie und Konzentration für den Blog leider nicht. Aber passt ja, hier im Flugzeug schreibt sich’s auch gut…
Zum Abschluss noch ein Eindruck aus der Trattoria, in der wir dann nach 23h, als es vorbei und alles wieder in den Kisten verstaut war, noch etwas zu Essen bekommen haben: (folgt in Kürze….)
Weitere Eindrücke gibt es auf Facebook und auf Karin’s Instagram
Bild: Graffiti in den Höhlen von Napoli Sotteranea aus den 40er Jahren, Bild: Peter Hauptmann, Mai 2019