Wir sehen uns gerade mit Ereignissen konfrontiert, denen wir so in unserem Leben bisher noch nicht begegnet sind. Das erzeugt natürlich Verunsicherung. Neue Situationen erfordern neue Reaktionen. Oder jedenfalls ein klares Überdenken: wie soll ich reagieren?
Am Vernünftigsten wäre es natürlich, so viel wie möglich in Erfahrung zu bringen und dann – auf Fakten basierend – zu entscheiden. Doch wenn es zu viele unterschiedliche Informationen sind, die auf uns einströmen, dann ist das nahezu unmöglich. Irgendwann ist das klare Denken überfordert – und wir entscheiden nach Gefühl: „aus dem Bauch heraus“.
Ist das schlecht? Nicht unbedingt.
Unser Unterbewusstsein ist ein riesiges Areal und ohnehin für bis zu 90% unserer Entscheidungen verantwortlich. Es ist keinesfalls unwissend oder ungebildet – schließlich wird es permanent genau so mit Information gefüttert wie unser Bewusstsein.
Allerdings verarbeitet das Unterbewusstsein diese Informationen anders, als unser „klares Denken“. Diese Denkprozesse spielen sich in Bereichen unseres Gehirns ab, die dem, was wir als unser „Ich“, als unser Bewusstsein wahrnehmen, nicht zugänglich sind. Trotzdem sind es Denkprozesse und sie führen zu realen Entscheidungen und – darauf basierend – zu realen Handlungen.
Es muss also nicht schlecht sein, „aus dem Bauch heraus“ zu entscheiden – möglicherweise ist diese gefühlsmäßige Entscheidung sogar „informierter“ als unser bewusstes Denken, weil es eben auf weitaus mehr Bereiche unseres Erlebens zugreifen kann: nämlich des bewussten Erlebens UND des unbewussten Erlebens.
Die Frage ist nur, aus welchem Bauch heraus wir entscheiden.
Ich meine damit: sind es wirklich DEINE eigenen gefühlsmäßigen Entscheidungen, die dein Handeln leiten? Oder lässt du dich von dem „anstecken“ was andere entscheiden und machen?
Gedanken, Entscheidungen und Handlungen sind nämlich genau so ansteckend wie das Virus, von dem gerade so viel die Rede ist. Weil es schwierig und mühsam ist, eigene Entscheidungen zu treffen, übernehmen wir diejenigen, die andere rund um uns herum treffen.
Das ist leider nicht sehr sinnvoll. Die „Klugheit der Vielen“, also die Vermehrung der Entscheidungsmöglichkeiten, wenn möglichst viele kluge – und auch weniger kluge – Köpfe daran mitarbeiten funktioniert nur, wenn auch tatsächlich alle mit ihrem eigenen Kopf denken – und mit ihrem eigenen Bauch entscheiden.
Gerade für kreative Menschen gilt: du hast es in der Hand, die Denk- Gefühls- und Entscheidungsmöglichkeiten ALLER zu erweitern, indem du dich und deine Kreativität in diese Prozesse einbringst.
In dem du mit deinem Kopf die Gesamtheit denkenden Köpfe erweiterst und in dem du mit deinem „Bauch“ die Gesamtheit der gefühlsmäßigen, unterbewussten Lösungsmöglichkeiten vermehrst.
Woher aber weißt du, dass es tatsächlich DEINE eigenen gefühlsmäßigen Entscheidungen sind – und du nicht einfach nur das „Bauchgefühl“ von anderen übernimmst, dich anstecken lässt?
Indem du wirklich und bewusst in dich hinein hörst. Indem du dir Zeit nimmst für dich, deine Gedanken, deine Gefühle. Wir leben in einer Zeit die voll ist von Ablenkungen und äußerem Lärm. Um herauszufinden, wo es DICH wirklich hinzieht, um wirklich aus deinem Inneren heraus zu entscheiden, musst du dich für eine bestimmte Zeit von diesen Ablenkungen, diesem Lärm der Welt zurückziehen.
Manche nennen es Meditation. Andere einfach nur innere Ruhe finden. Das kann auch bei einem Spaziergang entstehen, in der Badewanne oder welchen Weg du auch immer wählen möchtest. Suche Ruhe, versuche fremde „Einflüsterungen“ zu erkennen, versuche wirklichen Zugang zu deinem Gefühl, deinem „Bauch“ zu finden.
Wie vieles im Leben ist auch dies eine Übungssache. Es wird vielleicht nicht beim ersten Mal gelingen, es wird einige Male benötigen, vertraue darauf, dass du einen Weg findest und dass du Antworten in dir findest.
Und dann teile diese Antworten. In dem sie real, echt, original von dir sind hast du das volle Recht, sie zu teilen. Die Welt braucht authentische Stimmen, Überlegungen, Überzeugungen, Entscheidungen.
Natürlich müssen und sollten alle anderen auch ihre eigenen Zugänge finden – wichtig ist es, die Gesamtheit aller Möglichkeiten zu erweitern und den Pool, die „Weisheit der Vielen“ größer und reichhaltiger, persönlicher und vielfältiger zu machen.