Vielleicht sollte es an irgendeinem Punkt der künstlerischen bzw. kreativen Laufbahn den Moment geben, in dem ich ganz bewusst diese Tatsache für mich anerkenne: „Das ist mein Job!“.

Was ist der Kern deiner Tätigkeit, worum geht es? Bis du Tänzer°in – dann tanzt du, bist du Autor°in, dann schreibst du, bist du Musiker°in, dann spielst du: Dein Job ist das Verb. Tue das, was dein Verb dir sagt: tanze, schreibe, musiziere,… – anerkenne, dass es genau darum geht.

Deine Tage drehen sich um dieses Verb. Erlaube dir, es zu leben. Erkenne und definiere den Kern deiner Tätigkeit (denn nicht immer ist es so klar wie bei den obigen Beispielen) und tue es. Vor allem aber: erlaube dir, es zu tun.

Anerkenne, dass dies dein Job ist, dass es genau darum geht, dass dies ab nun der Mittelpunkt deiner Tätigkeit, ja, deines Lebens ist.

In praktisch allen Kulturen gibt es Initiationsriten, die genau das tun: den Beginn eines Sein-Abschnittes zu definieren. Wir geben dem Neugeorenen in einem bewussten, zelebrierten Akt, einen Namen, wir schließe einen Bund für’s Leben und feiern diesen Moment mit anderen, wir verabschieden uns von einer Toten, wir werden als Mitglieder einer Zunft aufgenommen,..

Ja stimmt, genau dieses letztere ist ja meist nicht mehr der Fall…

Was nicht schlecht ist, denn heute entscheidet zum Glück nicht mehr eine Zunft, ob du das Recht hast, deinen Beruf oder gar deine Berufung auszuüben, vor allem nicht bei künstlerischen Berufen, sondern jede°r hat das Recht, selbst zu entscheiden, was denn nun das Thema deines Lebens sein – oder werden – soll.

Was du also Tag für Tag tun willst – das, von dem du sagen kannst: Das ist mein Job!

Was ist dein Job?


Bild: Graffiti in Wien, Donaukanal (Ausschnitt), fotografiert am 21.7.2020, Peter Hauptmann