Es gibt ein Buch mit dem Titel „The One Thing“ – ich habe es (noch) nicht gelesen, nur eine Besprechung darüber und einmal habe ich in einer Buchhandlung kurz darin geblättert – aber ich muss sagen, der Titel, die Idee, fasziniert mich.

Was wäre, wenn ich nur eine einzige Sache machen würde, wenn ich mich nur einer einzigen Sache widme, dieser dafür in vollem Umfang?

Für mich, der ich, seit ich denken kann, immer verschiedenste Interessen hatte, unterschiedlichste Träume, die in verschiedene Richtungen gehen, absolut diverse Projekte, an denen ich gleichzeitig arbeite – für mich ist diese Idee irgendwie absolut utopisch.

Wie soll das gehen, was soll das sein, die EINE Sache?

Vielleicht irgend etwas Übergeordnetes, eine Sache, die alle anderen miteinschließt? Möglicherweise – aber irgendwie fühlt sich dieser Gedanke an, als wollte ich mich selbst beschummeln – einfach ein neues Etikett um so divers weiter zu machen, wie bisher. Das kanns nicht sein.

Es müsste schon eine wirkliche EINE Sache sein, eine, für die ich auch bereit bin, vieles andere aufzugeben oder hinten anzustellen. Nein, besser aufgeben, sonst bleibt es ja weiterhin im Hinterkopf.

Ich denke schon, dass wirklich erfolgreiche Menschen diesem Prinzip folgen: eine Sache in den Mittelpunkt stellen und wirklich konsequent an der dranblieben. Manche vielleicht auch nur unbewusst, weil es ein besonders starker innerer Trieb ist, dem sie folgen, andere wahrscheinlich eher aufgrund einer bewussten Entscheidung.

Vielleicht wäre es also sinnvoll, das herzunehmen, was mich wirklich begeistert und das in den Mittelpunkt zu stellen. Nein, mehr als in den Mittelpunkt: es zu der EINEN Sache zu machen. Aber das ist ja genau das Dilemma von multipassionierten Menschen („vielbegabte Scanner‑Persönlichkeit“ ist ein anderer Ausdruck, den ich schon dafür gehört habe): nicht so genau zu wissen – oder überhaupt nicht zu wissen – was mich WIRKLICH begeistert.

Ein anderer möglicher Ansatz wäre: das zu nehmen, was mich in meinem Leben am meisten belastet und mich vollinhaltlich diesem Thema zu widmen. Es aus der Welt zu bringen, nachdem ich es so viele Jahre mit mir herumgeschleppt habe, nachdem es mich so lange Zeit begleitet hat.

Nein, aus der Welt zu bringen ist nicht der richtige Ansatz: es herzunehmen und wirklich anzusehen – etwas daraus zu machen, es zu dem einen Thema zu machen. Denn schließlich ist es – diese eine Sache, die mich am meisten belastet – ja nicht zufällig in meinem Leben. Die entspringt ja meinem Ich, meinem Sein, meinem Denken und möglicherweise enthält sie ja auch eine Botschaft an mich.

Die Botschaft könnte ja sein:

„Du interessierst dich für so viele Dinge und hast selbst den Eindruck, es wären zu viele Dinge, ohne dich entscheiden zu können, hier ist mein (des Unterbewusstseins) Hinweis auf das, wo du genauer hinschauen solltest: ich hau dir dieses ewige, dich permanent begleitende Thema so lange auf den Schädel bis du bereit bist, dich damit auseinander zu setzen.“

Hmmm. Ich weiß nicht, ob mir diese Idee gefällt. Irgendwie ist sie jetzt während dem Schreiben ja auch so aus mir herausgekommen, als wollte mein Unterbewusstsein oder irgendein Teil in mir diese Botschaft an mich senden.

Und natürlich verspüre ich da einen Widerstand, genau das zu dem EINEN Ding zu machen, das ohnehin schon die ganze Zeit ein Ding in meinem Leben ist, aber eben kein angenehmes. Widerstand, aber auch Faszination.

Denn es ist ja ohnehin da, und auch immer wieder, wenngleich oft verdrängt, zugekleistert, so als wäre es vergessen, aber dann kommt es ja doch unweigerlich wieder. Warum es also, wenn es schon da ist, nicht hernehmen und mal wirklich ernsthaft anzuschauen.

Nein, nicht nur das: es wirklich in den Mittelpunkt zu stellen, zu der EINEN Sache zu machen und die Tatsache, dass es da ist, nicht nur zu aktzeptieren, sondern sogar zu feiern: Hurra, ein Hinweis aus meinem tiefsten Inneren: das ist es, das ist die EINE Sache.

PS: Ich möchte nicht, dass diese Überlegungen von irgendjemandem als Hinweisung oder Anleitung gelesen werden. Dies hier ist eine Übung in Gedanken-Freilegen, es ist ein Denken durch Schreiben, nichts weiter. Kein Tipp, keine Strategie.

Genau genommen gilt das für alle meine Blogartikel hier (anders als bei meinem art!up – Blog). Das wollte ich nur mal klarstellen. Ich freue mich aber, wenn es zum Selbst-und-Weiter-Denken anregt – und wenn du, liebe°r Leser°in in den Kommentaren mir und allen anderen Mitleser°innen mitteilst, was deine Sicht auf dieses Thema ist.