Heute Morgen, als ich fröhlich durch die benachbarten Kleingärten joggte… OK, ich beginne nochmals. Heute morgen, als ich mühsam, immer wieder durch längere Geh-Phasen unterbrochen, versuchte die erst vor Kurzem wieder aufgenommene Gewohnheit des täglichen Joggens aufrecht zu erhalten, obwohl ich mich gerade heute überhaupt nicht danach fühlte, sprach mich (während einer der Geh-Phasen, sonst hätte er es wohl nicht getan) ein Mann an, ob ich denn die Krebsengartengasse kenne? Sie sollte irgendwo hier in der Nähe sein?

Leider hatte ich absolut keine Ahnung und das sagte ich ihm auch. Wir wohnen erst seit zwei Monaten in dieser Gegend und dieser Straßenname sagte mir überhaupt nichts. (Erst letztens, als ich jemanden, der mich um den Weg fragte, unabsichtlich, also irrtümlich, in die komplett falsche Richtung schickte, hatte ich mir vorgenommen, in solchen Fällen nur mehr dann eine Auskunft zu geben, wenn ich mir wirklich absolut sicher war. In diesem Fall aber war ich wirklich vollkommen ahnungslos.)

Allerdings dachte ich mir, beim Weitergehen: was für ein seltsamer Name! Krebsengartengasse. Es war naheliegend, dass diese hier in der Kleingartensiedlung sein könnte, aber mir war noch gar nicht aufgefallen, dass die schmalen Straßen und Wege zwischen den Gärten überhaupt Namen hätten. Straßenschilder hatte ich jedenfalls hier noch keine gesehen.

Wahrscheinlich hätte ich nie wieder an diese kurze Begebenheit gedacht, wenn nicht, ja wenn nicht heute Nachmittag, als ich etwas aus der Apotheke holte und danach in der nahegelegenen Buchhandlung nach einem bestimmten Buch fragte, auf dem Heimweg mein Blick auf eines der Straßenschilder, keine 3 Minuten von unserer Wohnung weg, fiel, und da stand: Krebsengartengasse.

Ich war, seit wir hier wohnten, schon oft an dieser Stelle vorbei gekommen, die schmale und kurze Krebsengartengasse zweigt links von einer Gasse ab, durch die ich fast täglich gehe, aber noch nie war sie mir aufgefallen.

Vielleicht hatte ich ja schon mal das Straßenschild gelesen, aus den Augenwinkeln, unbewusst? Das tue ich, denke ich, sehr oft, ich merke oft den „Zwang“, alles Lesbare, das mir unterwegs begegnet, auch tatsächlich zu lesen. Wenn das der Fall war, ist allerdings absolut nichts davon hängen geblieben, ich hätte wirklich nicht gewusst, wie diese Straße heißt und konnte umgekehrt auch mit dem Namen, den der Mann mir genannt hatte, wirklich nichts anfangen.

Nun aber, da sich die beiden jeweils völlig unbedeutenden Episoden überschnitten, jetzt aber fiel mir dieser Name plötzlich auf: Krebsengartengasse – das ist doch wirklich ein seltsamer Straßenname! Ich denke, ich werde mir sowohl den Namen als auch die Position der Krebsengartengasse für lange Zeit merken (und kann dann andere Suchende mühelos dorthin schicken, was immer es in der Krebsengartengasse auch zu sehen geben mag…).

Worauf will diese Geschichte hinaus, wirst du dich vielleicht fragen?

Es geht darum, welchen Sinn es macht, auf Social Media zu posten. Warum es Sinn macht, eine E-Mail-Liste mit unseren Interessenten aufzubauen. Weshalb wir Veranstaltungen besuchen und uns vernetzen sollten. Kurz gesagt: Was es bringt, sichtbar zu werden und immer wieder sichtbar zu sein. Und „dranzubleiben“, es auf ähnlichen Wegen immer wieder zu versuchen: Kunden interessieren, Galerien oder Veranstalter kontaktieren, Pressearbeit zu machen, und so weiter.

(Wenn du mehr dazu wissen willst: in Kunst ° Leben ° Können gibt es ein ganzes Modul dazu…)

So, wie mir die Krebsengartengasse trotz oftmaligem Vorbeikommen erst aufgefallen ist, als am selben Morgen jemand nach ihr fragte, so wie ich mir diese Frage überhaupt nur gemerkt habe, weil am selben Nachmittag plötzlich die Antwort dazu auftauchte, so wie sich diese beiden Ereignisse überhaupt nur verbinden konnten, weil sie zeitlich und örtlich so nahe beieinander waren – SO geht es auch mit dem „Wahrgenommen werden“, als Künstler°in, als Kreative°r, als Selbständige und überhaupt mit allen unseren Anliegen und Projekten.

Wir müssen Dingen mehrmals begegnen, um sie wahrzunehmen, sofern sie nicht gleich beim ersten Mal unsere Aufmerksamkeit erregen. Deshalb das „Dranbleiben“, deshalb der Rat, es immer und auf verschiedenen Wegen wieder zu versuchen. Um dem Zufall nachzuhelfen. „Entdeckt“ können wir zumeist nur werden, wenn wir an der richtigen Stelle zur richtigen Zeit sind, und das muss kein Zufall sein, sondern kann auch bedeuten, oft an verschiedenen Stellen aufzutauchen (real oder virtuell).

Sieh es mal aus der Sicht der Kunden, des Publikums, der Veranstalter, Galeristen oder sonstiger Menschen, deren Aufmerksamkeit du gewinnen willst: erst, wenn sie mehrmals und an unterschiedliche Stellen „über dich stolpern“, dich oder deine Arbeit oder Berichte über deine Arbeit sehen, werden sie plötzlich die Verbindung herstellen und dich bewusst wahrnehmen.

Sicher geht es dir selbst auch immer wieder so: ein Buch, dass eine Freundin dir empfohlen hat, liegt plötzlich auf dem Tisch der Buchhandlung – genau dieses fällt dir auf, nicht die anderen Bücher. Die Empfehlung wiederum hättest du vielleicht vergessen, wenn nicht das Buch dort gelegen wäre.

Immer wieder sind es solche „zufälligen“ Verbindungen, die uns im Gedächtnis bleiben. Und genau darum sollte es dir gehen: im Gedächtnis derjenigen zu bleiben, die für dich und deine Kunst, für deine Projekte, für die Möglichkeit, diese in die Welt zu bringen, von Interesse sind.

Schreib mir doch, wie es dir damit geht, was deine Erfahrungen sind – meine Kontaktdaten findest du hier: www.art-up.coach

Bild: SEAmap „prominent poSEAtion“ (Ausschnitt), Karin Schäfer, 2021