Oft zögern wir, etwas Kreatives zu beginnen, weil wir fürchten, es könnte nicht gut (genug) sein. Oder wir hören mittendrinnen auf, weil wir das Gefühl haben, es geht in die falsche Richtung und wird nicht (wirklich) gut.

Dieser Gedanke behindert. Er hält uns davon ab, Neues, Kreatives zu schaffen, er ist kunst- (und lebens- ) feindlich.

Natürlich wird einiges von dem, was du machst, nicht ganz so toll sein, wie anderes (zumindest deiner eigenen Meinung nach) – aber was soll’s? Wie kannst du wissen, ob es gut ist oder weniger gut, solange es noch nicht fertig ist?

Solange du gar nichts tust, kann es weder gut noch schlecht sein.

Und das IST schlecht.

Ein Gedanke, der mir sehr geholfen hat, ist folgender: stell dir vor, du würdest alles, was du bisher getan hast, einteilen und bewerten. Achtung: aber immer nach deinem eigenen Maßstab – nicht nach dem, was andere finden oder finden könnten!

Würdest du deine eigenen künstlerischen, kreative Arbeiten, deine Werke, dein Tun, einteilen – jedes einzelne bewerten von „finde ich großartig“ bis „finde ich gar nicht gut“ – dann wäre, rein statistisch, die Hälfte aller deiner Arbeiten, all dessen, was du getan hast „unterdurchschnittlich“, also unter dem Durchschnitt (deiner eigenen Werke).

Falls du mit Mathematik nichts am Hut hast: stell dir vor, du würdest einen Haufen Steine sortieren, von ganz groß bis ganz klein – dann gehört eben die Hälfte aller Steine zu den „kleineren“ und die andere Hälfte zu den „größeren“ – egal wie groß der größte und wie klein der kleinste ist.

Ebenso gehört die Hälfte deines bisherigen Schaffens zu deinen „besseren“ Sachen, die andere Hälte zu den „schlechteren“.

Das alles nur unter der Voraussetzung, dass du überhaupt dazu tendierst, deine Arbeit zu bewerten – und das ist leider ein Grund, der sehr viele kreative Menschen abhält, Kreatives zu tun. Falls du nicht zu diesen gehörst, kannst du spätestens hier jetzt aufhören zu lesen.

Falls du nicht aufgehört hast, zu lesen, kommt allerdings jetzt noch der Clou: genau dieser Gedanke, dass nämlich die Hälfte deiner Arbeiten unterdurchschnittlich sein wird, ist derjenige, der dich am meisten motivieren kann – jedenfalls hat dieser Gedanke mich ungeheuer motiviert und er hilft mir auch, diesen täglichen Blog überhaupt durchzuziehen:

Was zur überdurchschnittlichen Gruppe gehört und was zur unterdurchschnittlichen, das lässt sich erst im Nachhinein feststellen, ich muss also erst einmal überhaupt etwas tun, etwas schaffen, um das festzustellen.

Und: der Durchschnitt bezieht sich immer auf das Gesamtwerk – selbst wenn ich die „untere“ Hälfte nie geschaffen hätte oder sie einfach wegwerfen würde, wäre der Rest immer noch zur Hälfte über- und zur anderen Hälfte unterdurchschnittlich.

Daher: dieser Blogartikel könnte unterdurchschnittlich sein.

Ich weiß es (noch) nicht. Ich habe ihn zur Sicherheit einmal geschrieben. So wie jeden anderen, den ich an jedem einzelnen Tag schreibe.

Ich habe eigentlich ohnehin nicht vor, sie tatsächlich von „gut“ bis „schlecht“ aufzureihen. Aber der Gedanke, dass es egal wäre, wenn ich es täte, der hilft beim Schreiben ganz ungemein.