Die Sache mit der einen Sache beschäftigt mich weiterhin.
Konsequent weiter gedacht, bedeutet es ja auch, jetzt, in jedem Moment, sich nur einer einzigen Sache zu widmen. Das ist schwierig. Jedenfalls fällt es mir schwer. Jede Sache, die ich beginne, zieht sofort weitere Sachen und Gedanken an. Ich öffne eine Website, um etwas zu Recherchieren, bumm, da steht was anderes, das auch interessant ist, das durchaus auch mit der Arbeit zu tun hat (es könnte natürlich auch echte Ablenkung sein, aber so weit gehe ich jetzt gar nicht), und schon gehen die Gedanken in eine andere Richtung, ja richtig, das wollte ich auch noch tun, dauert ja nicht lange, also mache ich es gleich, dann wieder zurück zum Ursprünglichen, ach nein, da brauche ich ja vorher noch das… ja wenn ich da schon dabei bin, kann ich das andere auch gleich machen… und so weiter.
So ein Tag kann durchaus viel Dynamik enthalten und sich auch so anfühlen, als hätte ich wirklich viel weiter gebracht – und oft ist das ja auch oft der Fall. Trotzdem sind die Momente angenehmer und befriedigender, in denen ich es schaffe, mich tatsächlich auf eine einzige Sache zu konzentrieren.
Wie beim Schreiben dieses Textes hier, zum Beispiel. Das ziehe ich in einem durch, ohne mich ablenken zu lassen, und hinterher ist es ein wirklich angenehmes, fast ein Hoch-Gefühl (und wenn mir der Text gut gelungen scheint, dann ein tatsächliches Hochgefühl). Aufpassen muss ich aber auch, dass ich mich nicht innerhalb des Vorgangs ablenken lasse – also, obwohl ich weiterhin nur beim Text bin, in der Form abgelenkt bin, dass ich zurück im Text springe, ihn nochmals durchlese, meine Gedanken abschweifen lasse, schon an das Bild denke, dass ihn begleiten wird, und so fort. So lange ich aber in einem fort schreibe, und das Ganze erst ganz am Schluss durchlese, so lange ist ein echter Fokus da, und der ist ausgesprochen befriedigend.
Ebenso bei meinen Coachings. Da schaffe ich es wirklich, ganz und zu 100% bei meinen Kunden zu sein. Das Telefon ist abgeschaltet, der Browser ist zu – es sei denn, ich betrachte mit einer Kundin zusammen gerade ihre Website oder ein Projekt von ihr – aber ich schaffe es tatsächlich, voll und ganz in der Situation, im Gespräch, im Coaching zu sein.
Das bedeutet, dass ich es durchaus kann, mich fokussieren, und auch alle Menschen, mit denen ich bisher gesprochen habe, kennen das, ein oder mehrere Felder in ihrem Leben, in denen sie tatsächlich einen sehr hohen Grad der Konzentration erreichen können.
Warum also nicht überall? Na ja, überall ist übertrieben, ich denke auch, dass es Energie kostet, konzentriert zu sein. Andererseits gibt es auch Energie. Darüber schreibe ich noch ein anderes Mal. Jedenfalls: warum also nicht bei mehr Themen, warum bin ich nicht auch bei meiner anderen Arbeit so hochkonzentriert und unabgelenkt?
Möglicherweise ist es eine Gewohnheit. Etwas, das, weil es immer so getan wurde, einfach so getan wird. Möglicherweise kann ich eine neue Gewohnheit aufbauen, eine konzentriertere. Eine, bei der ich mich immer nur einer einzigen Sache widme, bis sie abgeschlossen ist. Der Gedanke ist nicht so neu, wie das hier jetzt klingt. Ich hatte ihn schon oft, habe es auch schon oft versucht und manchmal gelingt es ja auch.
Die Gefahren der Ablenkung sind halt sehr groß und die Verlockung der Ablenkungen auch. Und wie so oft, sind wir eben eher geneigt, Verlockungen nachzugeben, wenn wir: 1) erschöpft sind, 2) nicht so genau wissen, was wir tun wollen, 3) tatsächlich eine Ablenkung von aussen kommt – ein Telefonat, jemand, der uns anspricht, etc.
Was also tun, um eine solche konzentriertere Aufmerksamkeit öfters zu erreichen, nicht nur beim Blog-Schreiben und Coachen, sondern auch bei anderen, alltäglicheren Arbeiten?
Probiert habe ich schon öfters die Pomodoro-Technik (warum die so heißt, darüber schreibe ich ein anderes Mal): eine Uhr stellen – für mich sind ca. 30 Minuten ideal – und in diesem Zeitraum eine einzige Aufgabe konzentriert erledigen. Alles was dazwischenfunkt, kurz aufschreiben, wenn es wichtig ist, danach durchgehen und einteilen, wann das dann dran kommt, und so weiter.
Klingt einfach, ist aber schwierig. Die Ablenkungen sind trotzdem vorhanden, die Versuchung, sich selbst zu beschummeln ist groß. Allerdings ist es immer noch die beste Methode, die ich bisher ausprobiert habe. Wenn ich es genau bedenke, werde ich sie gleich wieder aufnehmen und ihr nochmals eine neue Chance geben.
Denn Gewohnheiten werden nur zu solchen, indem man sie: 1) überhaupt beginnt, 2) sie konsequent weiterführt, wiederholt, 3) dran bleibt.
In diesem Sinne: es lebe der Fokus! Auf zur nächsten Sache.
Bild: Tür in Frigiliana, Andalusien, Foto: Karin Schäfer, Jänner 2014