Der Widerspruch ist folgender (und ich gebe nicht vor, dafür eine Lösung gefunden zu haben, vielmehr sollen die folgenden Worte den Versuch einer Auflösung unterstützen):

Ich möchte einen täglichen Blog schreiben, was bedeutet, jeden einzelnen Tag eine bestimmte Zeitspanne dafür zu reservieren, aktiv über den Inhalt nachzudenken (zumindest einen Kristallisationspunkt, eine Ausgangsidee für die während des Schreibens sich formenden Gedanken zu finden), dazu auch noch ein passendes Bild aus meinem Fundus auszuwählen und das Ganze zu publizieren nachdem ich es mehrmals auf mögliche Fehler durchgelesen und diese soweit ich sie selbst finden kann, korrigiert habe.

Es braucht aber nicht nur eine Zeitspanne (ca. 30 bis 60 Minuten), diese wäre ja vielleicht sogar jeden einzelnen Tag vorhanden, die Behauptung, ich hätte diese Zeit nicht würde bei näherer Betrachtung sicherlich von mir selbst als Schwindel, als Selbstbeschummelung im Kleid des Selbstbetruges entlarvt werden, nein es braucht nicht nur eine Zeitspanne, sondern auch auch einen Zeitpunkt.

Einen klaren, bestimmten, real eintretenden Zeitpunkt, an dem ich mich hinsetze und den Blog zu schreiben beginne, an jedem einzelnen Tag. Eine Routine, oder einen Plan, einen bestimmten Tagesablauf oder die Gewissheit, unter den an jedem Tag zu erledigenden Angelegenheiten auch diese unfehlbar zu erledigen.

Und dies ist nun der Widerspruch: gleichzeitig bekenne ich mich dazu, dass es im Leben Phasen gibt – Phasen der Energie, Phasen der Ruhe, Phasen des Sich-nach-Aussen-Öffnens und Phasen des Rückzuges, Phasen der Kreation und Phasen der Stagnation, und so weiter.

Ich bin davon überzeugt, dass wir uns nichts Gutes tun, wenn wir diese Phasen ignorieren, überspielen, verdrängen, nicht wahr haben wollen. Indem wir sie als Phasen akzeptieren, die einander ablösen, ist auch bei denjenigen Abschnitten, die uns weniger zusagen, die wir an uns gar nicht wahrhaben wollen, die uns bedrücken (Phasen der Erschöpfung, der Niedergeschlagenheit, der Unproduktivität, …) gleichzeitig die Gewissheit mit eingebaut, dass wir diese wieder verlassen werden, eben, weil es eben „nur“ Phasen sind.

Ich möchte also diese Phasen akzeptieren, weil ich weiß, dass es wichtig und gesund ist, sie zuzulassen, anzunehmen, durchzuleben – gleichzeitig erscheint mir diese Akzeptanz nicht kompatibel mit dem Anspruch, bestimmte Dinge regelmäßig (täglich, alle paar Tage, wöchentlich…) zu tun, komme was wolle.

Denn was auch kommt, ist – mit großer Gewissheit – eine Phase, in der ich nicht alles, komme was wolle, tun möchte.

Ein Widerspruch, wie gesagt. Keine Auflösung, jedenfalls nicht heute – ein Suchen, ein Überlegen, ein Gefühl, dass es trotzdem gehen müsste, aber noch ohne Klarheit, wie. Weitersuchen, weiterdenken.