Seit einiger Zeit mache ich bei meinem morgendlichen Spaziergang eine Übung, an der ich regelmäßig innerhalb von weniger als einer Minute scheitere:
Ich versuche, nicht zu denken, sondern ausschließlich wahrzunehmen. Das Ziel ist, einfach nur zu sehen und zu hören und zu fühlen, ohne darüber nachzudenken. Das ist unglaublich schwierig.
Jeder Baum den ich sehe, jeder Vogel den ich zwitschern höre, ja selbst die Morgenluft lösen eine oder mehrere Erinnerungen aus und sei es nur ein Wort, ein Satz, ein Bild.
Von dort geht es dann weiter: Erlebnisse, Geschichten, Gespräche (gar nicht selten – auch solche, die erst zu führen sein werden) – munter hüpfen die Gedanken weiter, wie der Vogel auf dem Baum, den die morgendliche Brise soeben bewegt hat.
Mein Geist, mein Denken, mein defokussierter Fokus, oder wie immer ich mein „Ich“ nennen möchte folgt gefügig – eben: folg-sam – diesen sich scheinbar chaotisch fortpflanzenden Gedankenwellen, bis genau dieses „Ich“ merkt, dass ich ja schon wieder „denke“.
Wie aber, ohne zu denken – ohne zu be-merken – könnte ich den merken, dass ich nicht denke?