Soeben habe ich auf Facebook (wo ich eigentlich aufgrund einer internen Anweisung von mir an mich selbst zu diesem Zeitpunkt gar nichts zu suchen hatte) den Beitrag einer Autorin gelesen, die einen versprochenen Text mehr als drei Monate zu spät – endlich – abgegeben hat, und nun einerseits absolut erleichtert, gleichzeitig – ja ich weiß nicht – entäuscht? wütend? irritiert? von sich selbst ist, weil sie es wieder gemacht hat (das so lange Rauszögern), obwohl sie sich jedesmal, vornimmt, das nie wieder zu tun.
Wobei das Schlimme nicht die Verzögerung an sich wäre, sondern die drei Monate sich-selbst-quälen, das tägliche schlechte Gewissen, der permanente Druck – und das alles in dem Wissen, dass sie es danach bereuen wird, es so lange hinausgezögert zu haben, wissend, dass es gar nicht notwenig ist, aber ebenfalls wissend, dass es trotzdem unweigerlich passiert.
So gesehen wäre es ja eigentlich gar kein Drama, wenn ich meinen heutigen täglichen Blogbeitrag – nein, nicht drei Monate, ja nicht einmal drei Tage zu spät, sondern sogar noch rechtzeitig, nämlich mehr als eine Stunde vor Mitternacht endlich fertig haben werde (denn noch schreibe ich ja daran) – aber knapp war es doch, den eigentlich ist mir absolut nichts eingefallen, und das, obwohl ich doch vor einiger Zeit noch geschrieben habe, dass die Kreativität nicht ausgehen könne – fast hätte ich mich also selbst widerlegt.
Wobei es – Phrasenwiederholung (siehe 2 Absätze vor diesem) wegen Themenwiederholung – gar nicht so sehr die fehlende Kreativität an sich wäre, sondern die fehlende Energie, die im Lauf des Tages zwangsläufig abnimmt (speziell nach stundenlangem Spaziergang durch eine faszinierende und für uns neue Stadt wie Neapel, in der wir seit gestern Abend sind und für eine Woche bleiben werden, inklusive Auftritt mit unserem Stück Zheng He) und so das Denken schwieriger, schwerer, zäher macht, ebenfalls die Willenskraft, die dann schlapp genug ist, um sich nur mehr ein halb hirntotes Scrollen durch die Timeline einer auf Suchtverhalten ausgerichteten sozialen Plattform zuzutrauen, als die Hervorbringung einer halbwegs sinnvollen Aneinanderreihung von Gedanken und Sätzen zu einem Thema, dass irgendwo vage in den hinteren Gehirnwindungen herumschlurft, scheu wie ein Reh und unwillig, sich genauer zu manifestieren, sodass letztlich nur die Verfertigung eines endlosen Schachtelsatzes der Sache gerecht werden kann, bis endlich ein Punkt gefunden wird.
Bild: Weltkarte in meinem Büro, Ausschnitt