Letztlich habe ich keine Möglichkeit, auf irgend jemanden Einfluss zu nehmen. Alles was ich tun kann, ist senden, empfangen und in Resonanz kommen. Resonanz bedeutet, dass beide Teile Zugang zu einer gemeinsamen Ebene haben, zu etwas „Drittem“, etwas, das außerhalb des Bewusstseins von uns beiden liegt und in dem wir uns „verstehen“.
Dieses Verstehen ist natürlich absolut subjektiv. Ich kann nur beobachten, was ich selbst daran verstehe und mein Gegenüber kann nur beobachten, was er°sie darunter versteht. Über diese Beobachtungen können wir uns austauschen, aber auch auch das ausschließlich auf der Ebene dieses „Dritten“.
Denn einen direkten Zugang zum Erleben, Erkennen und Verstehen einer anderen Person haben wir nicht. Wir können darüber sprechen. Sie kann es, soweit es ihr gelingt, in Worte fassen und ich kann, soweit es mir gelingt, versuchen, diese Worte zu verstehen und mit meinen eigenen Erfahrungen in Einklang zu bringen.
Nachdem wir uns nicht einmal selbst vollständig verstehen, nachdem wir nicht einmal selbst, alles, was wir wahrnehmen und empfinden, in Worte fassen können – wie kann es da ein wirkliches Verstehen einer anderen Person geben?
Alles was wir erreichen können, ist Resonanz.
Ein gemeinsames Schwingen, ein „tune-in“ auf dieser Ebene des „Dritten“, so wie man früher, bei altmodischen Radios, versucht hat, eine bestimmte Frequenz zu finden, vorsichtig an dem Rad gedreht hat, bis der gewünschte Sender klar und klarer zu hören war, sobald die Frequenz (halbwegs) gestimmt hat.
Diese Erkenntnis gilt auch für mich als Coach. Ich habe keine Möglichkeit, auf meine Klient°innen Einfluss zu nehmen. Es ist nicht möglich, sie vollständig zu verstehen, egal, wie viel Erfahrung ich schon habe, und sie werden niemals vollständig verstehen, was mein Rat, meine Intervention, mein Vorschlag ist.
Alles was wir tun können, ist uns auf dieser „dritten“ Ebene anzunähern, in Resonanz zu kommen und darauf zu vertrauen, dass dies die beste Möglichkeit ist, Lösungen zu erwirken.
Nicht selten – nein, oft! – ist es schon schwer genug, mit uns selbst in Resonanz zu treten. In jedem von uns wirken die unterschiedlichsten Persönlichkeitsanteile aufeinander ein, in einem permanenten Austausch und auch Wettstreit zwischen den einzelnen Anliegen und Absichten, Sehnsüchten, Wünschen, Träumen, die wir haben.
Schon alleine deshalb ist es unmöglich, uns alleine mit Worten zu verständigen, in klaren, verständlichen Sätzen. Das kann immer nur eine Annäherung sein, an die „echte“ innere Wirklichkeit (ohne zu wissen, ob es überhaupt eine einzelne, echte innere Wirklichkeit gibt).
Wie gut, dass meine Kund°innen in der Regel Künstler°innen und Kreative sind: sie haben auch noch andere Werkzeuge zur Verfügung, um sich auszudrücken und nach ihrer inneren Wirklichkeit zu suchen.
Das macht zwar eine Verständigung auf dieser Ebene des „Dritten“ nicht unbedingt einfacher, aber durchaus vielschichtiger und interessanter.
Dazu aber später mal mehr…
Bild: Azulejos (Fließen) in Porto, Portugal (Ausschnitt, bearbeitet), fotografiert am 14.10.2015 von Karin Schäfer