Gestern habe ich diesen Artikel publiziert: Die unsichtbare Skulptur und danach auch auf Facebook geteilt. Eine mir unbekannte Frau hat den Post mit diesem einen Satz kommentiert: „Soll das lustig sein?“.
Nein, eigentlich nicht. Weder waren meine Gedanken, die ich mir über Salvatore Garaus „unsichtbare Skulptur“ gemacht habe, lustig gemeint, noch erscheint mir selbst bei neuerlichem Durchlesen der Blogbeitrag auch nur irgendwie lustig. Und er soll es ja auch gar nicht sein.
Ich würde ja gerne lustig schreiben, dagegen habe ich ja nichts, das wäre im Gegenteil sogar ein Ziel von mir, aber in diesem Fall war es in keinster Weise meine Intention.
Somit habe ich, weil ich ja ein höflicher Mensch bin und nicht gerne Fragen unbeantwortet im Raum stehen lasse, darauf geantwortet: „Nein“.
Da es ja keine offene Frage war (wie zum Beispiel: „Was soll daran lustig sein?“), sondern eine, bei der durchaus „Ja“ oder „Nein“ ausreichend sind, um vollständig und abschließend darauf zu antworten, sollte die Angelegenheit damit für mich eigentlich beendet sein.
Ist sie aber nicht.
Ein kleiner, aber irgendwie sehr lebendiger Wurm bohrt nun in mir, und auch wenn ich ihn dazu auffordere, ruhig zu sein, so bohrt er doch weiter und weiter und gibt keine Ruhe.
Wie hat sie das gemeint?
Hat sie wirklich gedacht, es wäre lustig gemeint? Soll es eine Provokation sein? Sind meine Worte und Überlegungen derartig daneben gewesen, dass alleine die Absicht, sie wären lustig gemeint, ihnen einen, wenigstens irgendeinen Sinn geben würden? Will sie meine Autorität, über solche Themen zu schreiben, in Frage stellen? Hat sie meinen Blogbeitrag überhaupt gelesen? Wer ist sie überhaupt und wie kommt sie dazu, das zu schreiben?
Klar, es ist eine fremde Gruppe gewesen, vielleicht hätte ich es dort gar nicht posten sollen. Aber es ist doch eine Gruppe, in der es um Kunst geht, noch dazu zeitgenössische, das Thema würde also passen. Also sind doch meine Überlegungen, die ich geteilt habe, derartig unter dem Niveau, dass nur eine gewollte Lustigkeit überhaupt erklären würde, was sie dort zu suchen hätten?
Und so weiter, und so fort. Der Wurm hat seinen Spaß in meinem Kopf.
Bin ich es nicht, der als Coach meinen Kund°innen beständig erklärt, wie sie mit fremden Meinungen umgehen können? Wie sie auf negativen Kritiken reagieren sollen? Das hier ist nicht einmal eine negative Kritik, es ist einfach nur eine Frage, noch dazu eine, die irgendwie komplett aus dem Kontext scheint.
Vielleicht ist es gerade das, was sie so provokativ, so Wurm-auslösend macht.
In dem Sinn passt die Frage natürlich zum Artikel: auch dort geht es darum, dass eine „unsichtbare Skulptur“, die der Künstler um 15.000.- Euro verkauft hat, keinesfalls eine Provokation ist, sondern aus künstlerischer Sicht durchaus Sinn macht.
Die Skulptur selbst, genauer gesagt, der Artikel über sie, war ja auch so ein „Wurm“, der mich nicht mehr losgelassen hat, zuerst erschien es mir absurd, und dann, je mehr ich darüber nachdachte, machte die Skulptur, die Tatsache ihres Verkaufs, der Wert, den sie darstellt, die möglicher Weise dahinter liegende Idee (von der ich aber nichts weiß) durchaus Sinn.
Der Sinn muss nicht jedem aufgehen, vielleicht daher die Frage, ob es ein Scherz sein soll, aber genau das hatte ich ja im Artikel ja, so gut ich konnte, erklärt. Somit ist auch die Frage, ob es lustig sein soll, selbst dann wenn es keine offen gemeinte Kritik wäre, sondern ein Missverständnis des Inhalts, irgendwie doch eine Kritik:
„Dein Artikel ergibt nur Sinn, wenn er lustig gemeint wäre, da er aber absolut nicht erkennbar lustig ist, ergibt er keinen Sinn, was soll das also?“
Merkt ihr was?
Nichts davon steht in der Frage: „Soll das lustig sein?“.
Der Wurm im Kopf macht seine Arbeit gut, sehr gut sogar. Er ist ein ungeheurer Meister seiner Kunst. Bei meinen Kund°innen kann ich den Wurm von außen beobachten und beurteilen, und ihnen auch helfen, mit ihm umzugehen, in zu zähmen und sogar positiv zu nutzen.
In meinem eigenen Kopf aber, da treibt er fröhlich sein Unwesen, weil ich ihm nicht gleichzeitig von innen und von außen zusehen kann. Das weiß er und drum macht er lustig weiter.
Und nein: das ist nicht lustig.
Auch nicht lustig gemeint.

Peter Hauptmann, art!up Coach
Bild: Graffiti in Lagunillas, Malaga, (Ausschnitt) | unbekannte Künstler°in | fotografiert am 22. August 2019 | von Peter Hauptmann