Vor einiger Zeit habe ich auf einer fremden Facebookseite eine – wie mir schien berechtigte – kritische Frage gestellt. Es ging um die Höhe von Coaching-Honoraren und die Preise von Online-Kursen und darum, ob diese (sie waren in astronomischer Höhe) gerechtfertigt wären.

Ein Teil der Antwort des Inhabers der Seite ist bei mir hängen geblieben: „Die eigentliche Frage ist ja: Was hat das mit dir zu tun?“ schrieb er.

Nun war das sicherlich ein ideales Argument, um mich von weiterem kritischen Fragen abzubringen (1:0 für ihn), gleichzeitig hat es mich aber wirklich zum Nachdenken gebracht: es stimmt ja – was hat das mit mir zu tun?

Warum kritisiere ich etwas, das ich gar nicht in Anspruch nehmen will? Etwas, das auch keine direkte Konkurrenz zu meiner eigenen Arbeit darstellt, weil es sich an eine ganz andere Zielgruppe richtet? Etwas, das ich zwar äußerst kritisch betrachte, das aber – es stimmt ja – gar nichts mit mir zu tun hat?

Natürlich kann ich sagen: „Ja, aber der legt ja andere Leute rein, verlangt ungeheure Summen für etwas, dass in dieser Art sicherlich nicht funktionieren kann…“ Aber: was hat das mit mir zu tun?

Bin ich der Retter dieser Menschen? Sie sind doch selbst Erwachsene, die einschätzen können (sollten) dass dieses Angebot, wenngleich exorbitant teuer, das Richtige für sie ist. Halte ich mich für klüger als sie? Und selbst wenn, gilt immer noch: was hat das mit mir zu tun?

Ich finde diese Frage ungeheuer stark – und auch befreiend: Was hat das mit mir zu tun? Das hilft mir, die Themen, die mich tatsächlich betreffen, von denen zu trennen, die mich einfach nur beschäftigen (aufregen, ärgern, betroffen machen), die aber eigentlich ganz und gar nichts mit mir zu tun haben.

Das wirft natürlich 2 Fragen auf:

  1. Weiß ich so genau, was alles mit mir zu tun hat?
  2. Soll mir alles andere wirklich absolut egal sein?

Punkt 1 ist klar, jedenfalls für mich: ja, ich sollte wissen, was meine „Kernthemen“ sind, womit ich mich beschäftigen möchte, was mich interessiert und was die Schwerpunkte in meinem Beruf, meinem Leben, in meinen Interessen sind.

Punkt 2 ist heikel: wenn jede°r ausschließlich sich „um ihren Kram“ kümmert – ist das nicht problematisch, ist das nicht ignorant?

Wenn ich sage „heikel“ dann meine ich, dass ich tatsächlich keine eindeutige Antwort darauf habe. Aber ich denke, dass man sich mit dieser Frage ganz gut annähern kann: „Was hat das mit mir zu tun?“

Einerseits: wenn ein Thema mich betrifft, aufregt, betroffen macht, kann ich mich ja tatsächlich fragen, was das mit mir zu tun hat: welchen Teil meiner Person betrifft das? Welche meiner Werte werden hier herausgefordert?

Vor allem aber: bringt mich das jetzt weiter, auf meinem persönlichen Weg, in meinen persönlichen Vorhaben? Dazu sollte ich eben Punkt 1 so klar wie möglich haben.

Andererseits: Es gibt ja 7 Milliarden Menschen auf der Welt und ich bin – zum Glück – weder ihrer aller Anführer, noch Retter noch der Klügste oder derjenige, der den absoluten Überblick hat.

Und es gibt mindestens ebensoviele „Themen“ auf der Welt, die jemanden – mich, dich, andere – betreffen. Es geht nicht, dass ich mich um alle Themen kümmere, meinen Senf dazu abgebe, es besser weiß, eine Lösung weiß.

Aber ich weiß, dass IRGENDJEMAND sich mit jedem dieser Themen auseinander setzt – vielleicht sollte ich also das Vertrauen haben, dass sich für jedes Thema und jede Themengruppe genügend kompetente Menschen finden werden, die dazu ihren Beitrag leisten – und dass ICH mich auf meine eigenen, die mir wichtigen Themen konzentiere und diese dafür GUT und KOMPETENT beherrsche.

„Was hat das mit mir zu tun?“ hilft mir, meine eigenen Lebensthemen zu definieren, mich darauf zu konzentrieren, in ihnen besser und kompetenter zu werden und so einen positiven Beitrag in dieser Welt zu leisten.

Und der Gedanke, dass genügend – alle – anderen mit dieser Frage „Was hat das mit mir zu tun“ IHRE eigenen Themen und Anliegen finden und vertreten können, der hat auch etwas beruhigendes.

Also konzentiere ich mich heute darauf, diese – wie ich finde geniale – Frage in die Welt zu bringen.

PS: Danke dem Hochpreis-Coach (von dessen Angeboten ich noch immer nicht überzeugt bin) für diesen wertvollen Input. Der war doch einiges wert, das gebe ich zu 🙂