Heute hat eindeutig der Teil in mir, der findet, ich sollte noch etwas länger schlafen, gegen den Teil gewonnen, der 6:20 für eine gute Zeit zum Aufstehen hält.

Der Es-ist-so-warm-und-kuschelig-im-Bett-Teil war haushoch überlegen (gleich um 2 Stunden) und hat sich dabei mehrfach erfolgreich gegen penetrante Slogans des Wer-früh-aufsteht-bringt-mehr-weiter-Teils durchgesetzt, wie: „Du verdirbst uns (gemeint sind: alle anderen meine Teile) den Tag“, „Wir brauchen den Morgenspaziergang auf den Berg um fit zu bleiben“ oder – stärkster Tobak: „Du wirst es heute nicht schaffen, den Blog zu schreiben“.

Letzteres kann natürlich (fast) kein einziger Teil in mir tolerieren, weshalb in der inneren Konferenz nach dem Frühstück 10:15 als angemessene und passende Ersatzzeit zum Blogschreiben festgelegt und auch gleich exekutiert wurde.

Zu tief sitzt noch der Schock von Vorgestern, wo erst gegen 23:15 offenbar wurde, dass der tägliche Blogbeitrag noch nicht einmal begonnen, ja nicht einmal angedacht war und nahezu keiner meiner Teile dafür zuständig sein oder gar die Verantwortung übernehmen wollte.

Nur der genialen Eingebung meines Aber-ich-hatte-da-doch-Teils war es dann zu verdanken, dass irgendwo in den Tiefen des von meinem Ich-organisiere-alles-so-gut-ich-kann-wenngleich-es-nicht-immer-funktioniert-Teils angelegten Textlagers ein fast fertiger Text noch aus der Vor-Blog-Zeit gefunden und noch rechtzeitig vor Mitternach angepasst und publiziert werden konnte. Pfuuuh! Das war knapp.

Jetzt grade aber ist mein Ich-halte-was-ich-mir-vornehme-wenngleich-alle-anderen-in-mir-ständig-dazwischen-funken-Teil halbwegs beruhigt und befriedigt und auch guter Dinge, den Ist-das-wirklich-gut-genug-Teil überzeugen zu können, der ohnehin seit Beginn dieses Blog-Abenteuers sehr brav ist und eine ganze Menge durchgehen lässt, das früher seiner strengen Kontrolle zum Opfer gefallen wäre (Danke dir dafür, lieber Teil!).

Soweit also für heute, soweit „ich“ es sehe, sind eine Menge Teile in mir zufrieden gestellt, auch der Frühaufsteher sieht ein, dass es Ausnahmen geben muss (um die Regel zu bestätigen, was den Ich-habe-aber-und-befolge-gerne-Prinzipien-Teil beruhigt) und somit ist dieses Werk getan und wird gleich publiziert und der Ich-brauche-dringend-einen-zweiten-Kaffee-Teil kann sich schon mal in die Küche begeben.

PS: Es gibt ein Buch mit diesem Titel „Wer bin ich und wenn ja wie viele?“ von Richard David Precht. Es hat nur bedingt mit diesem Artikel zu tun, ist aber trotzdem sehr lesenswert.

PPS: Das Konzept des „Inneren Teams“ stammt ursprünglich von Friedemann Schulz von Thun, dessen geniales 4-bändiges-Werk „Miteinander reden“ ich nur jedem empfehlen kann.

PPPS: Das Bild stammt von einem Kunstwerk, das Karin am 18.4.2007 in Wien (Mumok?) fotografiert hat – weiß zufällig jemand den Künstler und / oder Titel? Leider haben wir es damals nicht notiert (#kunstfairteilen war noch kein Thema).